Sie kommen vom Universitätsklinikum Tübingen, waren vorher in Mainz und in München tätig. Warum der Wechsel nach Böblingen?
Jeder Mensch will sich weiterentwickeln. In Tübingen leitete ich die endoskopische Abteilung in der Gastroenterologie. Hier in Böblingen geht es wiederum nicht nur um die technische Seite, sondern auch um das gesamte Spektrum in der inneren Medizin. Das Schöne an Böblingen ist zudem, dass wir ein großes kommunales Krankenhaus sind. Ich freue mich sehr über das herzliche Willkommen. Mir gefällt das kollegiale Miteinander zwischen Ärzten, Pflegern und der Verwaltung. Nicht zu vergessen: Man ist hier durch die tägliche Arbeit mit den Patienten stark lokal verwurzelt.
Warum liegt Ihnen das Thema Endoskopie so sehr am Herzen?
In den vergangenen zehn Jahren hat die Medizin auf unserem Gebiet große Fortschritte gemacht. Dabei spielt auch die Endoskopie, also minimalinvasive Diagnostik und Operationen am Magen-Darm-Trakt durch die natürlichen Körperöffnungen, eine wichtige Rolle. Denn durch die endoskopischen Verfahren können wir die Belastung für den Patienten deutlich reduzieren. Eingriffe werden weniger aufwändig, der Heilungsprozess verläuft viel schneller. Dadurch kann man immer häufiger ambulant behandeln – insgesamt macht die Technik vieles angenehmer. Und wir können sie entlang der gesamten Behandlung einsetzen, von der Erstdiagnose bis zur palliativen Versorgung.
Sie sind Co-Autor mehrerer Leitlinien in der Gastroenterologie. Wie kam es dazu?
Fachlicher Austausch ist wichtig für die Weiterentwicklung der Medizin. Deswegen bin ich bereits seit Jahren in unterschiedlichen Gremien und Arbeitsgruppen in unserem Fachbereich engagiert, auf deutscher wie auf europäischer Ebene. In der Folge habe ich in den vergangenen fünf Jahren bis heute mehrere Leitlinien koordinieren und mitgestalten dürfen – stets mit einem Bezug zu endoskopischen Verfahren bei Magen-Darm-Blutung, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Tumorerkrankungen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie hier in Böblingen in Zukunft setzen?
Das Klinikum Sindelfingen-Böblingen ist bereits heute überregional anerkannt für sein hohes Niveau bei endoskopischen Verfahren und in der Onkologie. Das spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass das Klinikum so breit zertifiziert ist wie wenige andere Zentren in Deutschland. Zudem kommt die Pneumologie mit allen Aspekten rund um die Lunge hinzu, sodass wir den gesamten Bauch- und Brustraum allumfassend abdecken können. Ich möchte mit meinem Wissen diese bereits sehr hohe Expertise insbesondere bei endoskopischen Verfahren und bei komplexen chronischen entzündlichen Erkrankungen des Bauchbereichs weiter vertiefen und verbreitern – auch durch Verfahren, die ich mitbringe und hier neu einführe.
Sie legen großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Chirurgen und Gastroenterologen. Warum?
Ich halte es für eine gute Entwicklung der letzten Jahre, dass wir fachübergreifend zusammengerückt sind. Das sieht man einerseits an den gemeinsamen Fachtagungen, aber auch im täglichen Umgang. Denn das wissen auch unsere Patienten zu schätzen: Sie bekommen immer ein Gesamtbild aller beteiligten Fachrichtungen. Hier in Böblingen funktioniert das besonders gut – auf menschlicher wie auf fachlicher Ebene. Wir fragen uns aktiv gegenseitig um Rat, und brauchen dafür nur über den Gang zu gehen und anzuklopfen.
Sie haben eigene Behandlungsverfahren entwickelt. Wie sehen diese aus?
Die Behandlungsverfahren zielen insbesondere darauf ab, die Belastung für den Patienten zu minimieren. Dort, wo früher große Schnitte in den vorderen Bauch nötig waren, können wir heute mit Schlüssellochtechnik beispielsweise von innen oder seitlich in den Bauchraum eindringen und behandeln. Möglich wird das durch kleine, bewegliche Instrumente und Endoskope.
Sie sind neben Ihrer Rolle als Chefarzt auch Beauftragter für den Ärzte-Nachwuchs im Praktischen Jahr. Warum ist Ihnen auch diese Arbeit wichtig?
Einerseits bin ich immer noch ordentlicher Professor der Universität Tübingen – und habe daher sowieso Kontakt zu Studierenden. Andererseits war mein Vorgänger Prof. Dr. Hans-Georg Leser ebenfalls PJ-Beauftragter, was ich gerne übernehme. Und zu guter Letzt ist es eines meiner klinischen Herzensanliegen, den Nachwuchs früh für die Medizin allgemein und für mein Fach im Speziellen zu begeistern. Wir haben nicht nur einen hohen Bedarf an Ausbildung und Mitarbeitern in der Pflege, sondern auch bei den Ärzten. Daher sehe ich uns als Klinikum in der Pflicht, zu einer guten Ausbildung beizutragen – und so auch ein attraktiver Arbeitgeber für die jungen Ärzte zu werden.
Lehren Sie auch die jungen Ärzte endoskopische Verfahren?
Natürlich! Ich will die Endoskopie als Operationsverfahren weiter etablieren – und darin auch gut ausbilden. Derzeit arbeite ich an einem Endoskopie-Simulator aus Kunststoff, an dem Ärzte und angehende Ärzte den Einsatz endoskopischer Instrumente üben können. So erlernen sie die technische Handhabung schon vor dem ersten Einsatz beim Patienten.