Aus dem Klinikverbund Südwest

Geburtshilfe im Leonberger Krankenhaus als Babyfreundlich rezertifiziert

01.03.2024

Bereits seit 2012 ist die Leonberger Geburtshilfe als Babyfreundlich zertifiziert. Sie ist deutschlandweit eine der wenigen Kliniken, die neben dem Babyfreundlichen Konzept auch das des Hebammenkreißsaals anbieten.

Das von WHO und Unicef initiierte Siegel „Babyfreundliches Krankenhaus“ wird von ClarCert, einem internationalen Zertifizierungsinstitut für Management und Personal vergeben. Das Ziel ist neben der Sicherung eines hohen Qualitätsstandards vor allem, die gesamten Strukturen und Handlungen innerhalb der Klinik auf die Bedürfnisse von Mutter und Kind auszurichten, vor allem auf das sogenannte Bonding und das Stillen. Eltern und Neugeborenes sollen in den Tagen nach der Geburt zueinander finden, dafür greifen im Kreißsaal und auf der Wochenstation im Leonberger Krankenhaus viele Rädchen ineinander. Dr. Monica Diac, Chefärztin der Leonberger Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe erklärt das näher: „Die gesamte Geburtshilfe wurde durch die Zertifzierung zum Babyfreundlichen Krankenhaus geprägt. Die Strukturen und Arbeitsprozesse wurden angepasst, und damit änderte sich unsere Herangehensweise. Heute, nach 12 Jahren, haben wir ein weiteres Mal die Rezertifizierung ohne Beanstandungen geschafft, ein Riesenerfolg für das gesamte Team.“ 

Ein schönes Beispiel für Veränderungen, die die Zertifizierung zum Babyfreundlichen Krankenhaus mit sich bringt, ist der Umgang mit Kaiserschnittgeburten: Wurde früher der Prozess ganz und gar an den klinischen Notwendigkeiten ausgerichtet, werden nun die Bedürfnisse von Kind und Mutter genauso berücksichtigt. Cornelia Kraus, leitende Hebamme in Leonberg verdeutlicht: „Die ersten Stunden nach der Geburt gehören Eltern und Kind, auch wenn die Entbindung ein Kaiserschnitt war. Muss die Mutter von der Liege aufs Bett verlagert werden, bleibt das Kind dennoch auf dem Bauch der Mutter, es sei denn, es sprechen schwerwiegende medizinische Gründe dagegen. Das Baby ist in ein sogenanntes Bonding-Top fest eingewickelt und damit sicher mit der Mutter verbunden.“ Auch die Standardroutinen haben sich verändert; wurde die erste Untersuchung des Babys, die U1, früher an einem Tisch vorgenommen, erfolgt sie nun auf dem Bauch der Mutter.

Zur Arbeitsweise eines babyfreundlichen Krankenhauses gehört auch die Familienfreundlichkeit. Angehörige, allen voran der Vater, werden eng mit eingebunden in das Geburtsgeschehen. „Die Partner haben ihre Frauen noch nie so erlebt. Es ist wichtig, ihnen fortlaufend mitzuteilen, was gerade geschieht, das alles seinen normalen Weg geht. Es ist eine Grenzerfahrung, die das Paar gemeinsam macht. Wir begleiten nicht nur die Geburt an sich, sondern die Eltern auch auf emotionaler Ebene“. 
Diese intensive Betreuung wird auf der Wochenstation dann fortgeführt. Kathrin Frick, Gruppenleiterin auf der Wochenstation erläutert: „Die Zertifizierungskommission befragt die Eltern, auch bereits entlassene, wie sie Geburt und Aufenthalt bei uns empfunden haben. Wir wissen also sehr genau, was Eltern brauchen und wünschen und wie wir sie dabei unterstützen können, mit ihrem Kind vertraut zu werden. Das bedeutet für uns: Pflege nicht übernehmen, sondern anleiten und beraten.“ Cornelia Kraus hat daher einen ständigen Austausch mit den Nachsorgehebammen eingerichtet: „So erfahren wir, wie es Eltern in den Folgemonaten daheim geht, ob sie mit Problemen zu kämpfen haben. Wir überlegen, wie wir schon im Krankenhaus die Basis dafür legen können, dass es daheim möglichst gut läuft.“

Alle Mitarbeitenden werden regelmäßig geschult, für das Thema Bonding und Stillen kommt eine Stillberaterin drei Mal in der Woche in die Geburtshilfe, sie sorgt dafür, dass der Standard unverändert hoch bleibt bei der Versorgung der Kinder.

Dass die Betreuung in Leonberg so gut gelingt, liegt auch an der ausreichenden Besetzung: „Da wir neben der babyfreundlichen Zeritifzierung auch den Hebammenkreißsaal anbieten, interessieren sich viele Fachkräfte für uns“, erklärt Dr. Diac. „Deshalb ist es möglich, dass wir wirklich den bzw. die Einzelne wahrnehmen und wir auf Wünsche reagieren können. Auch Eltern, deren Kind nicht interventionsarm auf die Welt kommen kann, erleben die Nähe und Geborgenheit, die die Leonberger Geburtshilfe prägen.“  
Das Land fördert das Angebot des Hebammenkreißsaals, auch Leonberg hat Fördergelder beantragt und plant, diese dann in Fortbildungen zu investieren. Der Förderbescheid steht allerdings noch aus.  

Der nächste Informationsabend für werdende Eltern mit Schwerpunkt Stillen findet übrigens am 4. März um 18 Uhr im Krankenhaus Leonberg statt.

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