Der Klinikverbund Südwest hat damit begonnen, das ambulante und stationäre Behandlungsprogramm stufenweise wieder hochzufahren. In einem ersten Schritt wurden die Sprechstunden in dieser Woche wiederaufgenommen, ab der kommenden Woche finden wieder die ersten elektiven Operationen an allen sechs Standorten in Böblingen, Calw, Herrenberg, Leonberg, Nagold und Sindelfingen statt. Gemäß den bundesweiten Vorgaben waren seit dem 16. März alle aus medizinischer Sicht kurzfristig verschiebbaren Aufnahmen und Operationen verschoben worden, um Behandlungs- und Intensivkapazitäten für COVID-19-Erkrankte sowie alle anderen Notfälle frei werden zu lassen. Wie zwingend notwendig das war, zeigt ein Blick auf die reinen Zahlen: Am Freitag, den 3. April wurden in den Kliniken des Verbundes 103 bestätigt-positive stationäre COVID-19-Patienten behandelt, 74 auf normalen Isolierstationen, 29 auf den Intensivstationen, davon 26 beatmet; hinzu kamen an diesem Tag weitere 41 Verdachtsfälle.
„Das war bislang der Höchststand und eine maximale Herausforderung für die Kliniken, welche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Bravour gemeistert haben“, unterstreichen die beiden Landräte Roland Bernhard und Helmut Riegger. „Die aktuellen Zahlen stimmen vorsichtig optimistisch, sodass wir vor allen Dingen im Sinne derjenigen Patienten, die notgedrungen viele Wochen auf Ihre Behandlungstermine warten mussten, nun sukzessive wieder zu einem Regelbetrieb zurückkehren wollen.“ Stand heute, knapp vier Wochen später am Donnerstag, den 30. April werden momentan noch 23 stationäre COVID-19-Patienten verbundweit behandelt, 12 davon auf den Intensivstationen. „Die Lage hat sich somit etwas entspannt, 38 Prozent der Intensivkapazitäten sind aktuell frei“, unterstreicht Dr. Jörg Noetzel, medizinischer Geschäftsführer des Verbundes. „Daher haben wir in den letzten Wochen in enger Abstimmung u. a. mit den Ärztlichen Direktoren aller Standorte ein Stufenkonzept entwickelt, welches die Versorgung von COVID-19-Patienten weiterhin sicherstellt, parallel aber auch das Hochfahren des Angebots anderer medizinischer Behandlungen wieder zulässt. Selbstverständlich wird auch weiterhin durch umfangreiche Vorkehrungen und entsprechende räumliche Abgrenzungen zwischen den Patienten einer potentiellen Ansteckung vorgebeugt.“
„Wir orientieren uns im Rahmen des Stufenkonzeptes zur Rückkehr in einen Normalbetrieb streng an den Vorgaben des Bundesgesundheitsministeriums“, so der Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikverbundes Südwest Roland Bernhard. „Demnach werden weiterhin für COVID-19-Patienten rund 25 Prozent der insgesamt vorhandenen Intensivbetten vorgehalten. Das Ganze erfolgt verbundweit und wird streng für alle Standorte gemonitort, sodass wir jederzeit in der Lage sind, innerhalb von 72 Stunden weitere Intensiv- und Beatmungskapazitäten wieder freizusetzen. Wir werden daher auch zunächst keinerlei Intensivkapazitäten, welche wir in den letzten Wochen im Verbund von regulär 46 auf momentan 85 Intensivbetten nahezu verdoppelt haben, abbauen – wir fahren sozusagen auf Sicht und müssen die allgemeine Entwicklung der Infektionszahlen bundes-, landes- und landkreisweit immer im Blick behalten.“
„Die Handlungsfähigkeit der Kliniken, aber vor allen Dingen die Sicherheit von Mitarbeitern und Patienten steht dabei immer im Mittelpunkt“, betont zudem der Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken Calw gGmbH Helmut Riegger. „Daher sind wir übereingekommen, dass alle Patienten 24 bis 48 Stunden vor einer stationären Aufnahme auf SARS-CoV-2 getestet werden. Ein erhöhtes Patientenaufkommen in den Kliniken könnte ohne geeignete Sicherheitsmaßnahmen letztlich ansonsten eine erhöhte Infektionsgefahr darstellen. Hier sehen wir uns aber sehr gut aufgestellt: zum einen bleiben die Besuchsverbote bestehen, zum anderen herrscht in den Kliniken mittlerweile Maskenpflicht und seit dieser Woche finden an den Eingängen zusätzliche Temperaturmessungen bei allen Externen statt. Es ist uns wichtig nochmals zu betonen, gerade vor den rapide gesunkenen Patientenzahlen in den Notaufnahmen, dass die Kliniken sicher und leistungsfähig sind, kein Patient sollte aus Angst vor einer Ansteckung dringend benötigte medizinische Behandlungen aufschieben.“
„Wir werden die Testergebnisse der kommenden vier Wochen zudem sehr sorgsam auswerten und erhalten so wertvolle Erkenntnisse über mögliche Infektionsgeschehen und –mengen in unserem Einzugsgebiet“, so Dr. Noetzel. Je nach Entwicklung streben wir eine schrittweise Erhöhung der OP-Kapazität für Elektiveingriffe um jeweils bis zu zehn Prozent im Zweiwochen-Rhythmus an. Für den Moment heißt das, dass bis zu 70 Prozent aller Elektiveingriffe wieder stattfinden können, immer vorausgesetzt, dass die Lage stabil bleibt und in enger Abstimmung mit den interdisziplinären Teams, Chefärzte und Krisenstäben vor Ort. Über allem steht die kontinuierliche Sicherstellung eines Kapazitätspuffers und die Reaktionsfähigkeit bei COVID-19-Patienten, insbesondere auf den Intensivstationen im Falle einer zweiten großen Infektionswelle. Die finale Entscheidung, ob und wann eine Operation stattfinden kann bzw. muss, beispielsweise lebenswichtige Tumoroperationen, trifft ungeachtet dessen wie gehabt aber immer der behandelnde Arzt ganz im Sinne des Patienten!“
Für Sprechstundentermine respektive Rückfragen zum weiteren Vorgehen können sich Patienten ab sofort wieder ganz regelhaft an die jeweiligen Fachabteilungen der Kliniken vor Ort wenden.