Die Thoraxchirurgie als chirurgische Spezialdisziplin befasst sich mit der Diagnostik und der Therapie von Erkrankungen rund um den Brustkorb, z.B. mit der Behandlung von Tumoren der Lunge und des Mediastinum, der Behandlung von Thoraxtraumata oder auch mit Trichterbrustkorrekturen. Mit der Etablierung einer eigenen Sektion Thoraxchirurgie und der Expertise des seit April 2019 am Klinikum Sindelfingen-Böblingen tätigen Sektionsleiters Dr. Thomas Kyriss, erweitert der Klinikverbund Südwest sein Spektrum der Chirurgie. Dr. Thomas Kyriss war über 20 Jahre lang als Oberarzt an der Klinik Schillerhöhe des Robert-Bosch-Krankenhauses tätig – immer in der Fachdisziplin der Thoraxchirurgie. Bereits in seiner dortigen Funktion hatte er immer wieder Kontakt zum Klinikverbund Südwest, was für ihn den Anreiz geschaffen hat, seine Fachdisziplin auch innerhalb des Klinikverbundes zu verankern und die Sektion Thoraxchirurgie im Team der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie unter Prof. Dr. Stefan Benz aufzubauen.
„Neben onkologischen Erkrankungen – also Tumorerkrankungen der Lunge – und entzündlichen Erkrankungen, diagnostizieren und behandeln wir auch Lungenfehlbildungen oder Unfallverletzungen, die eine spezielle thoraxchirurgische Operation erfordern“, zählt Dr. Thomas Kyriss sein Leistungsspektrum auf. „So habe ich als Thoraxchirurg Schnittstellen in zahlreiche Kliniken des Verbundes und kann als Experte auf diesem Gebiet an allen sechs Standorten unterstützen.“ Vom Standort Böblingen aus werden so alle Kliniken des Verbundes betreut. Spezialisiert hat sich Dr. Kyriss dabei vor allem in der minimalinvasiven – endoskopischen – Thoraxchirurgie und entwickelte diese Operationsmethode entscheidend weiter.
Für eine umfassende Diagnostik ist die Fachdisziplin der Pneumologie wichtigster Partner der Thoraxchirurgie. „Der Thoraxchirurg braucht auch einen Pneumologen an seiner Seite, weil er nicht alle Arten der Diagnostik selbst machen kann.“, erläutert Dr. Kyriss, „z.B. ist es bei manchen Tumorerkrankungen vor der Operation wichtig zu wissen, um was für eine Art eines Tumors es sich handelt. Für diese Identifikation bedarf es spezieller Verfahren der Endoskopie, die die Kollegen der Pneumologie beherrschen.“
Für diese wichtige interdisziplinäre Zusammenarbeit steht zum einen Dr. Andreas Spieß, Oberarzt an der Medizinischen Klinik II – Kardiologie in Sindelfingen zur Seite zum anderen baut seit Juli 2019 Dr. Tabea Hochstetter als neue Oberärztin an der Medizinischen Klinik IV – Gastroenterologie/Onkologie in Böblingen den Schwerpunkt Pneumologie weiter aus. Dr. Hochstetter entdeckte während der allgemeininternistischen Fachweiterbildung ihre Vorliebe für die Pneumologie. In der Klinik Schillerhöhe schloss sie schließlich die pneumologische Facharztausbildung ab und war dort seit 2016 als Oberärztin tätig. Neben allgemeiner pneumologischer Krankheitsbilder betreute sie schwerpunktmäßig die Tuberkulosestation. Im Klinikverbund Südwest möchte Dr. Hochstetter nun den Schwerpunkt der Lungenerkrankungen ausbauen und mit ihrer pneumologischen Expertise unterstützen.
Zur Zusammenarbeit mit der Thoraxchirurgie ergänzt sie: „Auch im Hinblick auf entzündliche Erkrankungen der Lunge ist die enge Zusammenarbeit zwischen Thoraxchirurgie und Pneumologie enorm wichtig, da diese Fälle auch oftmals gemeinsam behandelt und betreut werden – sei es medikamentös oder operativ.“ Zum weiteren Spektrum der Pneumologie neben den Tumorerkrankungen und den entzündlichen Erkrankungen zählen darüber hinaus Asthmaerkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) oder interstitielle Lungenerkrankungen – d.h. Lungenerkrankungen, die das Zwischengewebe der Lunge und die Lungenbläschen betreffen. Speziell im Gebiet der Früherkennung von Lungenkrebs sieht Dr. Hochstetter Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Derzeit gibt es für Lungentumore kein Früherkennungsprogramm oder Screening, das eine frühzeitige Diagnose für die Patienten und damit auch bessere Heilungschancen ermöglichen würde. Gemeinsam mit Dr. Kyriss möchte sie hier zukünftig Präventionsarbeit leisten und Ideen zur Früherkennung von Lungentumoren entwickeln.
Mit dem Experten-Trio aus Thoraxchirurgie und Pneumologie legt der Klinikverbund den Grundstein für weitere Entwicklungsmöglichkeiten. So arbeiten Dr. Kyriss, Dr. Hochstetter und Dr. Spieß an der Idee, zukünftig ein Lungenzentrum zu etablieren, das die Schwerpunkte beider Fachdisziplinen vereint und sowohl eine interdisziplinäre medizinische Behandlung als auch eine spezialisierte Pflege für die Patienten ermöglicht. „Nachdem Dr. Spieß in Sindelfingen schon Vorarbeit geleistet hat, geht es nun darum den pneumologischen Schwerpunkt zu intensivieren. Das bedeutet, z.B. eine Verbesserung der lungenfunktionellen Diagnostik, aber auch eine Erweiterung der Spektren im endoskopischen Bereich, sodass wir zukünftig in der Lage sind, nicht nur die Erregerdiagnostik, sondern auch interstitielle Lungenerkrankungen abzudecken.“, erläutert die Oberärztin. Dr. Kyriss und Dr. Hochstetter sind sich einig: „Mit der engen Verknüpfung der verschiedenen Disziplinen innerhalb des Verbundes können so nun viele Spezialisten-Netze für die Patienten aufgespannt werden, die die medizinische Versorgung immer weiter verbessern.“