Aus dem Klinikverbund Südwest

Künstlicher Gelenkersatz ist mehr als eine Operation

04.08.2020

Dr. Dirk Ruhe, langjähriger Bereichsleiter der Endoprothetik am Krankenhaus Herrenberg, wechselte für ein Jahr auf die Seite der niedergelassenen Ärzte. Nun ist er zurück und bringt wertvolle Erkenntnisse mit.

Dr. Dirk Ruhe, langjähriger Bereichsleiter der Endoprothetik am Krankenhaus Herrenberg, wechselte für ein Jahr auf die Seite der niedergelassenen Ärzte. Nun ist er zurück und bringt wertvolle Erkenntnisse mit.

Er hat viel vorzuweisen: Dr. Ruhe, Oberarzt der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Herrenberg und Bereichsleiter der Endoprothetik, konnte während seiner langen Jahre im Klinikverbund hervorragende Qualitätszahlen im Hinblick auf seine Operationen vorweisen, und auch bei der Beurteilung der Infektionspräventionsmaßnahmen durch das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene (BZH) erzielte er hervorragende Ergebnisse. Kein Wunder also, dass der Klinikverbund Südwest erfreut ist, ihn wieder an Bord zu haben.

Ruhe, der ein Jahr lang die Endoprothetik in einer chirurgisch-orthopädischen Praxis wahrnahm, empfindet den Wechsel auf die Seite der niedergelassenen Kollegen als äußerst wertvoll: „In dieser Praxis werden über 400 Gelenkoperationen jährlich durchgeführt. Da habe ich mich intensiv mit den Kollegen ausgetauscht und viele neue Impulse und Anregungen erhalten“. Regelmäßige Fortbildungen sind zwar Medizineralltag, täglicher Austausch mit neuen Kollegen intensiviert jedoch den Erkenntnisgewinn. „Standards, wie wir sie in Herrenberg etabliert haben, maximieren die Patientensicherheit, weil die Erfahrung zum Tragen kommt. Deshalb können wir auf extrem niedrige Komplikationsraten verweisen, sie liegen weit unter dem Bundesdurchschnitt. Nun kann ich quasi auf einen zusätzlichen Erfahrungsschatz zugreifen. Das ist sehr wertvoll.“

Ein Beispiel stellt die Nachbehandlung dar. Dr. Ruhe: „Jetzt war ich nicht nur operativ tätig, sondern habe ich Patienten auch nach der Entlassung weiter betreut. Dadurch erlebte ich direkt, welche Umstände dazu führen, dass der Heilungsprozess nicht optimal verläuft. Dabei handelt es sich häufig um Kommunikationsprozesse, die optimiert werden können, wenn Kliniker und betreuender Facharzt enger zusammenarbeiten. Ich will deshalb meine Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten deutlich intensivieren, zum Beispiel möchte ich einen ganz direkten Draht mit dem niedergelassenen Kollegen pflegen.“

Die Intensivierung von Zusammenarbeit findet auch Ausdruck in der neuen Struktur der Chirurgischen Klinik. Mit Dr. Johannes Maihoff hatte ein sehr erfahrener und erfolgreicher Operateur ein Jahr lang die Leitung beider Bereiche inne: die der Unfallchirurgie und der Endoprothetik. Denn ein Schwerpunkt des Herrenberger Krankenhauses ist die endoprothetische Versorgung und Notfallbehandlung von Verletzungen rund um die Uhr, weshalb es wichtig ist, diese beiden Bereiche immer zusammenzudenken. Dieser Schwerpunkt soll intensiviert werden, was jetzt, dank der Rückkehr Dr. Ruhes kapazitätsmäßig überhaupt erst machbar wird. So hat Dr. Ruhe wieder die Leitung des Bereichs Endoprothetik inne, Dr. Maihoff übernimmt die Leitung des Bereichs Unfallchirurgie und operative Orthopädie. Das Krankenhaus Herrenberg erfährt mit dieser Verstärkung im chirurgischen Bereich eine zusätzliche Gewichtung in der Versorgungsstruktur des Landkreises. Außerdem investiert der Landkreis 42,5 Millionen Euro in die Modernisierung der Klinik, um das Haus für die Zukunft zu stärken.

Für Patienten bedeutet das, keine langen Anfahrtswege in Kauf nehmen zu müssen, die sind nur in Ausnahmefällen nötig. Eingriffe finden trotzdem auf höchstem Niveau nach dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens statt. Das ist auch gut so, der Einsatz eines künstlichen Gelenks beispielsweise ist keine Bagatelle, sondern ein massiver Eingriff. „Erst müssen alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sein“, sagt Dr. Ruhe. „Eine Operation macht dann Sinn, wenn die Alltagsaktivität deutlich eingeschränkt ist und die Lebensqualität des Patienten spürbar schwindet.“ Wobei man aber auch nicht zulange warten darf, die Gesamtverfassung des Patienten spielt eine Rolle für den Verlauf des Heilungsprozesses. „Deshalb ist es wichtig“, so Dr. Ruhe, „„dass der Patient die Physiotherapie und Reha nach der OP engagiert mitmacht. Die Muskeln und Sehnen dürfen sich nicht zu sehr verkürzen, man sollte sich also ausreichend bewegen und vor allem auch dehnen. Es ist auch kein Fehler, darauf schon vor der Operation zu achten. Man kann das gegebenenfalls gemeinsam mit einem Physiotherapeuten üben.“ Sind Muskeln und Sehnen trainiert, kommt es seltener zu Fehlhaltungen und damit treten weniger häufig Schmerzen auf.