Die medizinischen Strukturen zur Behandlung onkologischer Patienten sind schon seit über einem Jahrzehnt in den Kliniken Nagold etabliert; hier sind das zertifizierte Darmkrebszentrum wie auch das zertifizierte Prostatakarzinomzentrum ansässig, zu denen die neugeschaffene Infrastruktur Onkologisches Therapiezentrum OTZ gehört. Geleitet wird das Onkologische Therapiezentrum von Dr. Christina Kessler, Oberärztin der von Chefarzt Prof. Dr. Hubert Mörk geleiteten Klinik für Innere Medizin I - Gastroenterologie / Onkologie an den Kliniken Nagold.
Räumlich als Einheit zusammengefasst, können im OTZ sowohl ambulante als auch stationäre Patienten mit onkologischen und hämatologischen Erkrankungen optimal betreut werden. Patienten, die die Leistungen des Onkologischen Therapiezentrums ambulant wahrnehmen, verbringen die Nächte zuhause in den eigenen vier Wänden, was eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität ist. Die Tatsache, dass sie das OTZ täglich durch einen separaten Eingang betreten, stellt einen besonderen Schutz dar, weil onkologische Patienten, die eine Chemotherapie erhalten, häufig eine geschwächte Immunabwehr haben und sich daher schneller bei anderen Menschen anstecken können. Das ist ganz besonders in Zeiten von Influenza und Corona von Bedeutung.
Die Behandlungsplätze sind untergliedert in Einzel- oder auch Viererkabinen, was mehr Privatatmosphäre ermöglicht und den Lärmpegel angenehm senkt. Großzügig und mit Holz- und Glaselementen gestaltet, vermitteln die Räumlichkeiten eine angenehme Atmosphäre.
Im Onkologischen Therapiezentrum werden im Rahmen der hämatologisch/onkologischen Sprechstunde die Anamnese, Untersuchungen und die Labordiagnostik durchgeführt und gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen und Therapien eingeleitet. In regelmäßigen sogenannten Tumorboards, also Tumorkonferenzen, besprechen die Experten aller beteiligter Fachdisziplinen jeden einzelnen Patienten und seine besondere Situation. Mit Methoden der Hochleistungsmedizin und verschiedenen Therapieansätzen wird ein individueller Therapieplan entworfen und mit dem Patienten besprochen. Fachlich werden die Patienten von den jeweiligen Ärzten des Darmkrebszentrums oder aber des Prostatakarzinomzentrums betreut, vier onkologische Fachpflegekräfte kümmern sich um die Patienten. Treten Beschwerden oder Komplikationen auf, sind sie jederzeit ansprechbar. „Uns ist es wichtig, uns nicht nur um das medizinische, sondern auch um das persönliche Wohl der Patienten zu kümmern“, erklärt Dr. Kessler. „Das ist wichtig, da Nebenwirkungen der Behandlung leider nicht ausbleiben. Die Patienten haben schon mit ihrer Krankheit genug zu tun, da soll alles andere dafür so leicht wie möglich sein.“ Deshalb werden im OTZ auch begleitende Maßnahmen eingeleitet, wie zum Beispiel die Anmeldung zur Ernährungsberatung, zur Psychoonkologischen und Sozialdienstberatung. Die Angehörigen werden so weit wie möglich mit eingebunden. Das erleichtert den Umgang mit der Situation.
Die bei solchen Anlässen übliche feierliche Eröffnungsfeier musste leider verschoben werden: „Wir haben sogar die Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus bis zum 1. Juni verlängert“, erklärt Alexandra Freimuth, Regionaldirektorin des Kreisklinikums Calw-Nagold, das zum Klinikverbund Südwest gehört. „Aber wir freuen uns, dass unsere onkologischen und hämatologischen Patienten schon jetzt die schönen Räumlichkeiten des onkologischen Therapiezentrums nutzen können. Die Bauarbeiten wurden unter Hochdruck fertiggestellt, dafür bin ich dem Landkreis Calw sehr dankbar.“
Ein besonderer Dank gilt den am Bau beteiligten Planungsbüros und ausführenden Firmen, die unter erschwerten Bedingungen arbeiten mussten. „Einerseits waren mit Blick auf die weitere Ausbreitung des Coronavirus die entsprechenden Schutzmaßnahmen strengstens zu beachten, andererseits war ein sehr enger Bauzeitenplan einzuhalten. Unsere Handwerker haben diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Der Baustein Onkologisches Therapiezentrum ist ein wichtiger Schritt innerhalb der gesamten, im Rahmen der Umsetzung des Medizinkonzepts stattfindenden, Baumaßnahmen in den Kliniken Nagold und stellt eine deutliche Weiterentwicklung des medizinischen Angebots für unsere Patienten dar. Die Inbetriebnahme der neuen Räume ermöglicht den weiteren Umbau und Sanierungsablauf im bestehenden Klinikgebäude unter Beibehaltung der maximal möglichen Bettenzahl“, hebt Landrat Helmut Riegger hervor. Die Baumaßnahme wurde vom Sozialministerium Baden-Württemberg anteilig gefördert.
Die Feier wird also auf sich warten lassen. Aber das ist es nicht, worauf es für die Patienten ankommt.