Aus dem Klinikverbund Südwest

Präoperatives Screening erhält QuMiK-Auszeichnung

05.08.2021

Medizinische Technologin für Laboratoriumsanalytik (MTLA) Katja Schote mit einer ganz besonderen, weil sehr gefragten Blutkonserve: Blutgruppe O, Rhesus negativ.

System zur genauen Berechnung von Blutbedarf bei Operationen – Riesige Datenbasis ermöglicht höhere Sicherheit und niedrigere Kosten

Eine Methode, mit der der Bedarf an Blutkonserven schon vor der OP individuell und genau berechnet werden kann: Dafür ist Chefarzt Dr. Thilo Rünz, Leiter des Zentrallabors am Institut für Laboratoriumsmedizin, Transfusionsmedizin und Mikrobiologie des Klinikverbunds Südwest, mit dem QuMiK-Qualitätspreis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wird für besondere Verdienste um Qualität und Management im Krankenhaus verliehen.

„Mithilfe der Methode können operierende Ärzte vor der Operation den zu erwartenden Bedarf an Blutkonserven für jeden Patienten individualisiert berechnen“, erklärt Dr. Rünz. Als Basis für die Berechnung dient der gemessene Blutverlust der Patienten aus den Operationen, die innerhalb eines Jahres im Klinikverbund Südwest gemacht wurden. „Genauer gesagt haben wir uns den Erythrozyten-Volumenverlust angeschaut“, präzisiert Rünz. Denn es kommt nämlich nicht auf die Menge des Blutes, sondern auf die Menge der roten Blutkörperchen an.

Das Team von Dr. Rünz analysiert über 5.000 Eingriffe – etwa Hüftoperationen – und reihte jeweils den Erythrozyten-Volumenverlusts entsprechend der Menge der Reihe nach auf. „Dann haben wir die 80. Perzentile als Basis genommen, also den Wert, der 80 Prozent aller Volumen umfasst – dadurch haben wir einen Sicherheitskorridor.“ Der zweite Faktor ist der Patient selbst: Größe, Gewicht, Geschlecht, Hämatokritwert, also das Verhältnis der Anteil von roten Blutkörperchen zum Volumen an Blut, aber auch Risikofaktoren wie Blutungsneigung oder nachweisbare Antikörper gegen rote Blutkörperchen spielen eine Rolle.

Das Ergebnis der Berechnung ist nicht nur wichtig für den operierenden Arzt. „Ich kann dem Patienten Sicherheit geben, ob und wieviel Fremdblut er gegebenenfalls benötigt.“ Dadurch fällt in manchen Fällen die Aufklärung weg, was die Belastung für Patienten und Ärzte minimiert. Und auch bei den Laborkosten macht sich ein positiver Effekt bemerkbar, denn die Anzahl der Kreuzproben, also der vorbereitenden Laboruntersuchungen, hat sich seit Einführung im Klinikverbund halbiert.

Die Idee basiert auf einem Buch von Professor Hans Gombotz aus Linz. Seit etwa zweieinhalb Jahren ist die ausgearbeitete Methode erfolgreich im Klinikverbund im Einsatz. Mittlerweile hält Dr. Rünz Vorträge in ganz Deutschland über seine Arbeit, etwa in Frankfurt, Worms oder Magdeburg. „Solches Wissen müssen wir weitergeben, solche Fortschritte müssen wir kommunizieren“, betont er. „Wir geben den operativ tätigen Kollegen ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie schon vorher abschätzen können, ob sie Fremdblut benötigen oder nicht.“