Sindelfingen/Nagold. Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September 2022 veranstaltet der Klinikverbund Südwest eine Aktionswoche, um Patienten, Angehörige und Mitarbeitende zu sensibilisieren. „Wir arbeiten ständig daran, die Sicherheit für unsere Patienten in unseren Häusern zu verbessern“, erklärt Erhard Vollert, Leiter des Bereichs Qualitätsmanagement im Klinikverbund Südwest. „Oft bemerkt man die Aspekte der Patientensicherheit erst, wenn wir erklären, warum Ärzte und Pfleger sicherheitsrelevante Sachverhalte immer wieder abfragen.“
Ein Beispiel ist die Identifikation des Patienten – ein eminent wichtiges Thema. Denn schließlich muss sichergestellt werden, dass jeder Patient exakt die Behandlung erhält, die für ihn oder sie vorgesehen ist. Um zu garantieren, dass niemand versehentlich am falschen Körperteil operiert wird, werden Patientinnen und Patienten beispielsweise auf dem Weg zum Eingriff immer wieder nach Namen, Geburtsdatum und zu operierender Stelle befragt. „Wir schulen unser Personal speziell zur sicheren Patientenidentifikation, also darauf, nicht zu fragen: ‚Sind Sie der Herr Müller?‘, sondern: ‚Wie heißen Sie?‘ – ein kleiner, aber wichtiger Unterschied“ erklärt Vollert. „Natürlich ist manch einer von den Fragen genervt, aber so stellen wir sicher, dass der richtige Patient die richtige Behandlung bekommt.“
Ein weiterer Schwerpunkt der Patientensicherheit dreht sich um den richtigen Umgang mit Arzneimitteln. Die Gefahr lauert schon beim Griff in die eigene Medikamentensammlung zu Hause, Probleme können jedoch in jedem Arzneimittellager vorkommen: Ist das die richtige Packung oder nur ein ähnlich aussehendes anderes Medikament vom selben Hersteller? Ist die Arznei abgelaufen? Und: Kann ich überhaupt noch erkennen, um welches Arzneimittel es sich handelt?
Fragen, die auch Dr. Andreas von Ameln-Mayerhofer, Chefapotheker des Klinikverbunds Südwest, aus seiner täglichen Arbeit kennt. „Es gibt viele Medikamente, die ähnlich klingen oder ähnlich aussehen“, erklärt er. Es gilt, dafür zu sensibilisieren. Schon bei der Auswahl der Medikamente für die Arzneimittelliste des Klinikverbundes wird verstärkt darauf geachtet, dass schwerwiegende Verwechslungsrisiken vermieden werden. Zur Aktionswoche legt die Zentralapotheke eine Reihe von Hilfen und Empfehlungen für den häuslichen Gebrauch aus, die den Umgang mit Arzneimitteln zu Hause sicherer machen.
Im Klinikverbund Südwest helfe fachübergreifende Zusammenarbeit ebenfalls dabei, die Sicherheit für den Patienten zu erhöhen. „Wir haben in einem mittlerweile prämierten Pilotprojekt des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, in dem der Klinikverbund Mitglied ist, betagte Patienten mit Nierenleiden begleitet. Bei vielen dieser Patienten wurde die Medikation optimiert, um beispielsweise das Risiko für Nebenwirkungen oder zusätzliche schädliche Wirkung auf die Niere zu minimieren“, erklärt Dr. von Ameln-Mayerhofer. „Wenn Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker sowie andere Mitglieder des therapeutischen Teams ihr Wissen und ihre Beobachtungen regelmäßig teilen und sich am Krankenbett austauschen, werden Zusammenhänge besser erkannt und damit ein Mehrwert für den Patienten geschaffen. Die Therapie wird damit sicherer und zielgerichteter.“ Das betrifft beispielsweise Dosierungen, Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Zudem sollte regelmäßig überprüft werden, ob ein Patient ein Medikament noch benötigt. In manchen Fällen muss ein neues Arzneimittel eingesetzt oder angepasst werden. Insbesondere bei geriatrischen Patienten ist häufig eine Polymedikation zu beobachten – es werden also zahlreiche Medikamente verordnet, von denen nicht alle benötigt werden: ein Risiko. „In diesen Fällen versuchen wir zusammen mit den behandelnden Ärzten den individuellen Medikationsplan zu optimieren“, so Dr. von Ameln-Mayerhofer.
Patientensicherheit wird im Klinikverbund Südwest nicht nur an einem Tag im Jahr gelebt. „Wir verbessern unsere Prozesse und Methoden ständig und entwickeln sie jeden Tag weiter“, unterstreicht auch Anja Ungericht, die im Qualitätsmanagement für das klinische Risikomanagement zuständig ist. „Mit diesen Methoden verhindern wir idealerweise bereits, dass Fehler überhaupt entstehen können. So beugt beispielsweise das Tragen des Patientenidentifikationsarmbands Verwechslungen bei Patienten vor, und die Anwendung der OP-Sicherheitscheckliste hilft, Seitenverwechslungen der Patienten bei Operationen auszuschließen.“
An zwei Standorten – in Nagold für den Landkreis Calw und in Sindelfingen für den Landkreis Böblingen – können sich Patienten, deren Angehörige und interessierte Besucher während der Aktionswoche an Infoständen in den Kliniken zum Thema Umgang mit Medikamenten informieren. Am 13. und 14. September 2022 in den Kliniken Nagold sowie am 15. und 16. September 2022 in den Kliniken Sindelfingen können sie dort ihre Fragen stellen, Medikationspläne überprüfen lassen und erhalten gegebenenfalls Empfehlungen zu Optimierung, um diese mit ihrem Arzt zu besprechen. Bitte beachten Sie dazu die aktuelle Besucherregelung im Klinikverbund Südwest unter www.kvsw.de. Besucher müssen getestet sein, unabhängig von ihrem Impfstatus. Ein zertifizierter Nachweis über einen negativen Antigentest (Schnelltest) muss mitgebracht werden und darf nicht älter als 24 Stunden bzw. PCR-Test nicht älter als 48 Stunden sein. Selbsttests werden nicht akzeptiert. Eine mitgebrachte FFP2-Maske oder einer Maske mit vergleichbarem Standard (z. B. N95, KN95) ist zu tragen.
Am Donnerstag, 15. September 2022 um 18 Uhr findet in den Kliniken Sindelfingen eine Infoveranstaltung zum Thema „Sichere Medikation“ statt, mit der Möglichkeit, Fragen an die Experten der Apotheke zu stellen. Patienten sowie deren Angehörige und Interessierte sind herzlich eingeladen. Für Teilnehmer gilt die 3G-Regelung (geimpft und/oder genesen oder getestet). Kinder bis einschließlich 5 Jahre fallen nicht unter die Testpflicht.
Während des gesamten Aufenthalts ist eine FFP2-Maske (bzw. vergleichbarer Standard) zu tragen. Zudem ist auf Abstandsgebot und Handhygiene zu achten.