Aus dem Klinikverbund Südwest

Uroonkologisches Zentrum zertifiziert

18.09.2023

Die Urologische Klinik Sindelfingen (UKS) unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Knoll ist seit Kurzem als Uroonkologisches Zentrum zertifiziert.

Die Urologische Klinik Sindelfingen gehört mit ca. 300 Eingriffen pro Jahr zu den größten Prostatakarzinomzentren in Deutschland, zertifiziert wurde das Zentrum bereits 2015. Das Nierenkarzinomzentrum folgte in diesem Jahr – und mit diesen zwei durch die Deutsche Krebsgesellschaft anerkannten urologischen Zentren waren die Voraussetzungen für die Zertifizierung des übergeordneten Uroonkologischen Zentrums in Sindelfingen gegeben. Das Team um Prof. Knoll arbeitet derzeit außerdem an der Zertifizierung eines Blasenkarzinomzentrums. Die Urologie ist mit ihren Zentren Teil des großen onkologischen Zentrums Sindelfingen-Böblingen, das sich auf die interdisziplinäre und umfassende Behandlung verschiedener Krebserkrankungen spezialisiert hat.

Die Konzentration von onkologischen Zentren macht absolut Sinn, erklärt Prof. Knoll: „Der Vorteil liegt für den Patienten im hohen Behandlungsstandard, die ein zertifiziertes Zentrum bietet. Er erhält die bestmögliche Behandlung nach aktuellem Stand der Medizin, kann sicher sein, dass die Qualität gleichbleibend hoch ist und die Therapie ganzheitlich und interdisziplinär erfolgt. Das ist heute, da Patienten meist mehrfacherkrankt sind, essentiell wichtig. Er erhält dazu eine umfassende adäquate Vor- und Nachbetreuung, was den Therapieerfolg positiv beeinflusst. Damit das aber so ist, muss die Klinik die entsprechenden Strukturen schaffen, damit alle Räder perfekt ineinandergreifen. Die Qualität muss durchgängig durch alle Teilbereiche standardisiert auf höchstem Niveau gehalten werden, jeder Handgriff ist im Regelwerk genau beschrieben und muss genauso durchgeführt werden. Alle eingebundenen Mitarbeiter sind entsprechend geschult, es gibt wöchentliche Fortbildungsveranstaltungen und gemeinsame Schulungsveranstaltungen mit den Pflegekräften, neue Mitarbeiter werden von Anfang an auf dieses Niveau ausgebildet.“

Verbundweite Qualitätszirkel stellen diese leitliniengerechte, umfassende Behandlung des Patienten sicher. Die Strukturen und Leitlinientreue wird in jährlichen Audits von der Fachgesellschaft nachgeprüft und überwacht. Sogenannte Mindestmengen sorgen für die so wichtigen Erfahrungen im Umgang mit der Erkrankung. Hinter dem Fachbegriff steckt die Forderung, entsprechend der Verbreitung einer Karzinomart bestimmte Mengen pro Jahr behandeln zu müssen. Nierenkarzinome sind relativ selten, in Deutschland erkranken jährlich nur ca. 14.000 Menschen. In den frühen Stadien werden diese Tumore organerhaltend, also ohne Entfernung der Niere, in der Regel minimalinvasiv robotisch operiert. Hier fordert die Deutsche Krebsgesellschaft als Mindestmenge 30 Eingriffe pro Jahr, um als Zentrum zertifiziert sein zu können; in der UKS sind es bereits 25 Prozent mehr. Die Behandlungs-ergebnisse lassen sich sehr gut an den Komplikationen, die nach einer OP auftreten, ablesen. Auch hierfür gibt es seitens Zertifizierungsgesellschaft Vorgaben. Die UKS schneidet überdurchschnittlich gut ab. Neben der operativen Therapie können heute auch fortgeschrittene Nierentumore, bei denen sich schon Metastasen gebildet haben, mittels neuer medikamentöser Therapien häufig lange sehr gut beherrscht werden. Auch dies stellt einen wesentlichen Schwerpunkt des Uroonkologischen Zentrums dar.

„Von großer Bedeutung für den Behandlungserfolg ist das Tumorboard“, ergänzt Prof. Knoll. „In dieser Konferenz wird der einzelne Patient einer interdisziplinären Expertenrunde vorgestellt. Auf Wunsch kann auch der behandelnde niedergelassene Arzt teilnehmen. Gemeinsam wird ein ganz individueller Therapieplan ausgearbeitet. Überhaupt werden die niedergelassenen Ärzte eng mit eingebunden in die Behandlung ihres Patienten, zusätzlich werden Erfahrungen und Know-how in onkologischen Qualitätszirkeln, Fortbildungen und Vorträgen ausgetauscht. „Wir geben unsere Erfahrungen weiter und nehmen beispielsweise an der PCO-Studie (Prostate Cancer Outcomes Study) teil, in der es um die internationale Vergleichbarkeit von Ergebnisqualität geht. So erhalten wir als Kliniker die Möglichkeit, unsere Behandlungsergebnisse richtig einzuordnen. Obwohl jeder Patient einzigartig ist und damit auch jeder Behandlungsweg, können wir auf internationaler Plattform die Ergebnisse vergleichen und uns so erarbeiten, wo wir vielleicht etwas anders und noch besser machen können.