Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste nicht-traumatische neurologische Erkrankung junger Erwachsener – doch sie kann auch noch im höheren Lebensalter erstmals auftreten. Die Diagnose wird bei älteren Menschen oft verzögert gestellt, weil typische Symptome leicht mit altersbedingten Veränderungen verwechselt werden.
Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der es zu Entzündungen und Schäden an Nervenfasern kommt. Viele Menschen denken bei MS an jüngere Erwachsene – tatsächlich kann die Erkrankung aber auch erst im höheren Lebensalter auftreten oder sich dort weiterentwickeln.
Im Alter äußert sich MS oft anders als bei jungen Menschen: Im Vordergrund stehen motorische Einschränkungen, Gleichgewichtsstörungen, Spastiken oder Blasenfunktionsstörungen. Diese Beschwerden können leicht mit anderen Alterskrankheiten verwechselt werden – deshalb ist eine gezielte Abklärung durch erfahrene Fachkräfte besonders wichtig.
Zu den häufigsten Beschwerden zählen:
Der Verlauf ist sehr individuell. Häufig beginnt MS mit akuten Schüben, bei denen sich Beschwerden plötzlich verschlechtern. Im Laufe der Zeit verläuft die Erkrankung oft schleichend fortschreitend (progredient), ohne deutliche Rückbildung der Symptome.
Bei älteren Menschen ist die körperliche Beeinträchtigung meist stärker ausgeprägt als bei jüngeren. Das liegt auch daran, dass zusätzliche altersbedingte Erkrankungen wie Arthrose oder Diabetes hinzukommen können.
Ja, auch im höheren Alter gibt es verschiedene Möglichkeiten, MS-Beschwerden zu lindern und den Alltag besser zu bewältigen. Wichtig ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, der individuell angepasst wird. Dazu gehören:
Ziel der Behandlung ist es, Lebensqualität zu erhalten, Komplikationen vorzubeugen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben so lange wie möglich zu sichern.
Viele Beschwerden wie Gangunsicherheit, Schwäche oder Blasenprobleme treten auch bei anderen Alterskrankheiten auf. Daher wird eine MS im höheren Lebensalter häufig nicht sofort in Betracht gezogen. Auch fehlt manchmal das Bewusstsein, dass MS auch nach dem 50. oder 60. Lebensjahr erstmals auftreten kann.
Eine gründliche neurologische Untersuchung hilft, Klarheit zu schaffen und eine gezielte Behandlung einzuleiten – unabhängig vom Alter.
Die Behandlung älterer Menschen mit Multipler Sklerose stellt besondere Anforderungen: Neben motorischen Einschränkungen treten häufig auch kognitive Beeinträchtigungen und emotionale Belastungen auf, die den Alltag zusätzlich erschweren. Im Klinikverbund Südwest begegnen wir diesen Herausforderungen mit einem ganzheitlichen Ansatz.
Im Rahmen der geriatrischen Komplexbehandlung bieten wir eine individuell abgestimmte, multimodale Therapie an, die sich gezielt an den Bedürfnissen älterer MS-Patientinnen und -Patienten orientiert. Ziel ist es, motorische, sensible und kognitive Einschränkungen gleichermaßen zu behandeln, um Lebensqualität, Selbstständigkeit und Teilhabe am Alltag zu fördern.