Mehr als 4 Mio. Menschen leiden in Deutschland an einer venösen Funktionsstörung, allein bei 1,5 Mio. Menschen ist diese soweit fortgeschritten, dass sie deshalb in ärztlicher Behandlung sind. Tendenz steigend, was unmittelbar mit der immer höher werdenden Lebenserwartung zusammenhängt. Gerade ältere Menschen sind besonders von Venenleiden betroffen, denn nicht nur das Bindegewebe verliert im Laufe der Jahre seine Elastizität, auch die Venenwände und -klappen verlieren ihre Spannung und somit können die Venenklappen nicht mehr richtig schließen. Das Blut nimmt nicht mehr den vorgegebenen Weg, v.a. die Unterschenkel leiden darunter. Besenreiser, retikuläre Varizen und Krampfadern (Varikosis) sind die Folge. Der Blutfluss zwischen den oberflächlichen und den tiefen Beinvenen wird umgekehrt und das Blut strömt in die falsche Richtung. Krampfadern werden, wie im Übrigen auch Besenreiser und retikuläre Varizen, zunächst als rein kosmetisches Problem angesehen, doch sie können sich im Laufe der Jahre zu einer ernsthaften Erkrankung entwickeln. Die Patienten haben ein erhöhtes Thromboserisiko, sie können Venenentzündungen, Blutungen, Geschwüre oder offene Beine bekommen. Zwar lindert das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder das Bandagieren des Unterschenkels zunächst die Symptome, Besenreiser und kleine Krampfadern können verödet werden, doch dauerhaft ist die medizinisch bedeutsame Varikosis nicht heilbar. Bevor über die Notwendigkeit einer Operation entschieden werden kann, ist zunächst die klinische Untersuchung des Patienten in unserer Sprechstunde erforderlich. Als weiterführende Diagnostik wird eine Ultraschalluntersuchung des tiefen und oberflächlichen Venensystems durchgeführt, bei besonderen Fragestellungen auch eine Phlebographie des tiefen und oberflächlichen Venensystems mittels Kontrastmittel.
Eine Venenoperation ist die sinnvollste Behandlung, um Krampfadern dauerhaft zu beseitigen. Unser Team operiert nach bewährten und schonenden Methoden. Nach einem kleinen Schnitt in der Leiste oder Kniekehle werden die sog. Stammvenen mit einer speziellen Sonde gezogen. Diese Operationstechnik führt zu sehr guten Ergebnissen. Moderne Wundverschlusstechniken hinterlassen kaum Narben.
Auch bei komplexen Eingriffen wie bspw. bei erneut auftretenden Krampfadern nach einer oder mehreren vorausgegangenen Operationen (Rezidivvarizen) oder sehr fortgeschrittenen Stadien (offenes Bein) erzielen wir dank langjähriger Erfahrungen gute Resultate. Mittels einer minimalinvasiven Methode beim offenen Bein kann oberhalb der geschädigten Hautareale und über einen kleinen Hautschnitt ein Endoskop eingeführt werden, um die insuffizienten Verbindungsvenen aufzusuchen. Im Endoskop werden nicht nur die Kamera, sondern auch die Instrumente bis zur betroffenen Stelle vorgeschoben, der Chirurg kann somit unter Sicht operieren. Die geschädigte Vene kann verödet oder mit einem Titanclip verschlossen und danach durchtrennt werden. Durch die Unterbrechung dieser Insuffizienzpunkte kommt es zur Abheilung von Entzündungen und Geschwüren. Wenn nötig, kann aus dem Oberschenkel ein Hauttransplantat entnommen und nach Abtragung des Geschwürs auf den Defekt am Unterschenkel des Patienten transplantiert werden. Möglichkeiten, die allesamt innerhalb eines Eingriffs ausgeschöpft werden können, die Entscheidung trifft der Venenchirurg vor der Operation und entsprechend des vorgefundenen Krankheitsbildes. Die Operation erfolgt bei uns meist in Vollnarkose oder als Leitungsanästhesie mit Betäubung der Beine durch eine Spritze an der Wirbelsäule. Die Behandlung findet je nach Ausmaß der Erkrankung und den bestehenden Begleiterkrankungen kurzzeitstationär oder ambulant statt.
Am Tag der Operation kann und soll der Patient wieder laufen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, ist die anschließende Unterschenkelkompressionsstrumpfbehandlung in Einzelfällen auch eine Oberschenkelkompressionsstrumpfbehandlung für zwei Monate erforderlich.