Das Institut für Laboratoriumsmedizin, Transfusionsmedizin und Mikrobiologie führt für die Standorte des KVSW jedes Jahr mehr als 6 Millionen Analysen durch und bearbeitet pro Tag rund 2.700 Untersuchungsaufträge, bzw. rund 6.500 Untersuchungsmaterialien. An jedem Standort wird ein Notfall-Labor vorgehalten. Das Zentrallabor, das die gesamte Breite der Labordiagnostik und Spezialanalytik abdeckt, befindet sich in Sindelfingen. Ein Team aus Ärzten, Naturwissenschaftlern und medizinisch-technischen Analytikern gewähreistet ein umfassendes Analysenspektrum rund um die Uhr und steht für Beratung und Befundinterpretation zur Verfügung.
Sie umfasst als Teilgebiet der Laboratoriumsmedizin Substanzmessungen in geeigneten Untersuchungsmaterialien (Blut, Urin, Liquor cerebrospinalis) wie z. B. Herzinfarktanalyte und andere organbezogenen Biomarker, Hormone, infektionsserologische Untersuchungen, Elektrolyte, Tumormarker und Analysen der Stoffwechseldiagnostik an hochkonsolidierten Analysengeräten der neuesten Generation. Die automatisierte Zentrifugation und Probenverteilung, sowie das Ansteuern an die am schnellsten zur Verfügung stehenden Instrumente durch intelligente EDV garantiert eine schnellstmögliche Analytmessung und Erhebung der Laborbefunde, sowie deren Übermittlung – gerade im Notfall, wenn es besonders schnell gehen muss.
Jeder Messwert ist hinsichtlich Richtigkeit und Präzision qualitätskontrolliert und wird von unserem analytischen Fachpersonal technisch validiert und auf Plausibilität überprüft. Werte, die die Normbereiche verletzen, also pathologisch sind, werden vom akademischen Laborpersonal medizinisch validiert. Bei Messwerten, die auf eine vitale Bedrohung hinweisen, erfolgt eine sofortige persönliche, telefonische Befundübermittlung.
Sowohl die Blutungs- als auch die Thromboseneigung muss schnell und zuverlässig erkannt werden, damit beispielsweise bei Blutungen oder Schlaganfall schnell und richtig gehandelt und behandelt werden kann. Dies gewährleistet unsere Gerinnungsanalytik, ebenso die Überwachung der gerinnungshemmenden Wirkung von Medikamenten.
Sie umfasst die Zählung der Zellen des Blutes, diequantitative Messung des roten Blutfarbstoffes und die Differenzierung der Zellen an Präzisionsgeräten der neuesten Generation, sowie die Spezialfärbung von Konochenmarkausstrichenund auch die mikroskopische Zelldifferenzierung So können infektionsbedingte Entzündungsreaktionen von Leukämien unterschieden werden oder auch parasitäre Erkrankungen des Blutes, wie z. B. Malaria diagnostiziert werden.
Bestimmung von Antikörpern gegen Bestandteile von infektionsauslösenden Erregern als Hinweis auf bestimmte Infektionserkrankungen, daneben auch Erregerdirektnachweise im Antigentest. Interpretation der Befundmuster durch die Laborärzte.
Mittels Gensonden werden krankheitsauslösende Mikroorganismen durch ihren „genetischen Fingerabdruck“ nachgewiesen. So können wir beispielsweise die Besiedelung von Patienten mit multiresistenten Keimen im Falle einer MRSA-Besiedelung schon am Aufnahmetag feststellen und sofort Maßnahmen zum Patientenschutz einleiten, um die Übertragung auf andere Ptienten im krankenhaus zu verhindern.
Aber auch ein breites Spektrum krankheitsauslösender Erreger (Viren, Pilze und Bakterien) kann auf diese Weise rasch (schon nach ca. 90 Minuten!) identifiziert werden, wie z. B. Meningokokken, die Erreger einer schweren Hirnhautentzündung aus Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit). Dies ermöglicht das umgehende Einleiten einer zielgerichteten Therapie und die zeitnahe Umsetzung einer sogenannten Umgebungsprophylaxe für die Kontaktpersonen.
Diese neuartige Technologie lässt sich auch bei Untersuchungsmaterialien aus den Atemwegen einsetzen, um so schnell die Krankheitserreger bei Lungenentzündung zu identifizieren, um sofort eine spezifisch auf sie ausgerichtete Therapie beginnen zu können.
Kulturelle Anzucht von bakteriellen Infektionserregern und Pilzen aus den verschiedensten Untersuchungsmaterialen. Keimidentifizierung und Austestung der Antibiotika-Empfindlichkeit durch Erstellung sogenannter Antibiogramme nach anerkannten Kriterien (EUCAST).
Bahnbrechenden Fortschritt stellt eine neue Technik dar, über die auch das mikrobiologische Labor des Klinikverbunds verfügt: die sogenannte MALDI-TOF-Technik.
Eine Analyse mittels MALDI-TOF (Matrix-assisted laser desorption time-of-flight-Massenspektrometrie) geht minutenschnell und funktioniert so:
Reinkulturen von Bakterien oder Pilzen werden auf einen Probenträger (Target) aufgebracht und mit einer sogenannten Matrix überschichtet. Durch Laserbeschuss in einem Vakuum werden die mikrobiellen Moleküle zusammen mit den Matrixmolekülen in die Gasphase übergeführt, in der es zu einer Ionisierung der mikrobiellen Moleküle durch Elektronenübertragung von den Matrixmolekülen kommt. Die ionisierten Moleküle werden über elektrische Felder durch eine Vakuumröhre beschleunigt, an deren Ende sich ein Detektor befindet. Aus der Passagezeit (time of flight) wird die Masse der Moleküle bestimmt. So wird von jedem eingesetzten Keim ein Massenspektrum der Proteine von 2.000 bis 20.000 Dalton ermittelt. Die gemessenen Spektren werden mit einer Datenbank abgeglichen und erlauben die genaue Differenzierung der eingesetzten Mikroorganismen.
Durch diese revolutionäre neue Untersuchungstechnik wird ein Tag bis zur Keimidentifizierung im Vergleich zur kulturellen und biochemischen Methodik eingespart.
Bei Blutvergiftung zählt jede Stunde – wir verkürzen die Zeit bis zur Diagnose und Einleitung der wirksamen Therapie.
Die Laborärzte unseres Instituts führen täglich spätabends eine Zweitvalidation der bis dahin erstellten mikrobiologischen Befunde durch. Dies stellt ein Alleinstellungsmerkmal unseres Klinikverbunds dar und ermöglicht eine zeitnahe Therapieanpassung bei kalkulierter Antibiotikatherapie, die sonst erst am nächsten Morgen möglich wäre und dient so dem Wohle unserer Patienten, die von diesem Vorteil im Vergleich zur allgemein üblichen konventionellen Vorgehensweise profitieren können.
Ein in unserem Labor angesiedeltes Forschungsprojekt soll durch Maßnahmen zur Prozessoptimierung die Zeit bis zum Nachweis einer Blutvergiftung (Sepsis) weiter verkürzen.
Ein Notfall- und Basislabor, das die Blutgruppenbestimmung, Verträglichkeitstestung und Versorgung mit Blutprodukten an jedem Tag und rund um die Uhr sicherstellt, existiert an jedem Standort. In unserem Zentrallabor am Standort Sindelfingen können spezielle transfusionsrelevante Fragestellungen geklärt werden und spezialanalytische immunhämatologische Untersuchungen durchgeführt werden. Blut rettet Leben – doch es ist knapp. Durch blutsparende Maßnahmen, die der Klinikverbund umgesetzt hat konnte der Blutverbrauch im Schnitt um ein Viertel gesenkt werden. Dies sichert unseren Patienten auch in den Zeiten der allgemeinen Blutknappheit immer und zuverlässig eine ausreichende Versorgung mit Blutkonserven und Blutplasmen.