Weil das Knie ein sehr komplexes, bewegliches Gelenk ist, das äußerst stark beansprucht wird, ist der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks verhältnismäßig kompliziert und der Genesungsprozess entsprechend langfristiger, als dies bei einer Hüftendoprothese der Fall ist.
Es sind die schweren Fälle, wenn Arthrose oder Arthritis sehr weit fortgeschritten sind und alle anderen Therapien keine Hilfe oder Linderung bringen, in denen Patienten sich für eine Knie-Totalendoprothese entscheiden. Weil ihr Leidensdruck nun zu hoch, die Lebensqualität zu sehr einschränkt ist. Die Entscheidung hierzu ist ein sehr individueller Prozess. Aber man kann den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz einer Knieendoprothese auch verpassen. Manche Menschen sind extrem leidensfähig und warten zu lange. Es gäbe ein natürliches Zeitfenster, denn später könnten neu hinzugekommene Alterserkrankungen eine OP sehr schwer und risikobehaftet machen.
Bei einer Knie-Totalendoprothese werden die beiden abgenutzten Oberflächen am Oberschenkel bzw. Schienbein wie bei einer Zahnüberkronung mit einem Oberflächenersatz, bestehend aus Metall und Kunststoff erneuert. Damit das künstliches Gelenk optimal funktioniert, muss beim Einbau darauf geachtet werden, die individuelle Bandstruktur zu berücksichtigen. Die Bandführung muss in Beugung und in Streckung gleich sein, eben genau ausbalanciert, so wie das beim natürlichen Gelenk auch der Fall ist. Ist das nur ein bisschen im Ungleichgewicht, wirken andere Kräfte auf Bänder und Knochen, der Bewegungszyklus des Kniegelenkes ist gestört. Auch muss darauf geachtet werden, dass die Beinachse am Ende der OP ausgeglichen und gerade ist. Es gilt also, die Biomechanik so genau wie möglich wiederherzustellen. Das ist die Herausforderung beim Kniegelenk, weshalb hier vor allem Erfahrung gefragt ist.
Ist die Arthrose mit einer solchen Oberflächenprothese nicht ausreichend zu behandeln, liegt eine Wechselsituation vor oder handelt es sich schon bei der Erstimplantation um eine schwerwiegende Achsfehlstellung des Kniegelenkes, beispielsweise ein ausgeprägtes X-Bein, kommen Spezialprothesen zum Einsatz.
In solchen Fällen werden sogenannte scharniergeführte Totalendoprothesen eingebaut.
Die Rekonvaleszenzzeit ist bei Knieendoprothesen deutlich länger als bei Hüftprothesen. Die heutigen Techniken sind jedoch sehr körperschonend und gut erprobt. In der anschließenden Reha muss der Patient trainieren, trainieren, trainieren. Doch wer dann auf kniestrapazierende Sportarten verzichtet und sorgsam mit sich und seinem Körper umgeht, kann von einer recht langen Haltbarkeit ausgehen, im Schnitt rund 20 Jahre.