

Unter der Leitung von Prof. Dr. med. Ferruh Artunc bildet die Sektion Nephrologie der Klinik für Innere Medizin - Kardiologie / Nephrologie mit 27 stationären Betten und aktuell 17 Dialyseplätzen das Zentrum für Nieren- und Hochdruckkrankheiten im Klinikverbund Südwest. Die Zahl der Dialysepatienten steigt Jahr für Jahr zwischen drei und fünf Prozent an, insgesamt werden so mittlerweile jährlich über 800 Patienten mit Nierenleiden versorgt.
Während andere Organe sich bei Funktionsstörungen rasch bemerkbar machen, verhält sich die Niere leider oft still. Sie verursacht erst Symptome, wenn die Nierenleistung unter 30 Prozent gefallen ist. Umso wichtiger ist es, ab einem Alter von 60 Jahren regelmäßig den Urin untersuchen zu lassen und die Nierenwerte per Bluttest zu überprüfen ─ insbesondere dann, wenn Diabetes mellitus oder ein langjähriger Bluthochdruck vorliegen, die häufigsten Ursachen einer chronischen Nierenerkrankung. Treten im Rahmen der Tests Auffälligkeiten zutage, lässt sich die Nierenkrankheit durch weitere Laboruntersuchungen, Bildgebung und teils durch eine Nierenbiopsie sicher diagnostizieren.
Um dem „stummen Organ“ eine Stimme zu verleihen und die Versorgung nephrologisch erkrankter Patienten in allen Phasen und für alle Bereiche ihrer Erkrankung zu verbessern, hat daher die DGfN ein Zertifizierungsverfahren geschaffen, mit dem sich spezialisierte nephrologische Abteilungen einer strengen, unabhängigen Qualitätsprüfung unterziehen können. Mit dem gelungenen Nachweis des breiten Versorgungsspektrums am Klinikum Sindelfingen-Böblingen ist die Klinik für Innere Medizin - Kardiologie / Nephrologie die erst neunte von der DGfN anerkannte Schwerpunktklinik in Baden-Württemberg. Mit der Zertifizierung hat der Patient Gewissheit, auf sämtliche Therapiemöglichkeiten bei akutem und chronischem Nierenversagen zählen zu können. Neben aller Hämodialyseverfahren (Blutwäsche) und Peritonealdialyseverfahren (Bauchfelldialyse), welche spätestens bei einer Nierenleistung unter 10 Prozent unausweichlich werden, bietet die Klinik auch für Notfallpatienten rund um die Uhr eine Dialyse auf der Intensivstation bei akutem Nierenversagen an.
In der Shunt-Versorgung arbeiten die Nephrologen dafür interdisziplinär mit den Kollegen der Gefäßchirurgie zusammen. Neben der engen Kooperation mit den Krankenhausstandorten innerhalb des Verbundes arbeiten die Sindelfinger Nephrologen zudem mit den niedergelassenen Praxen sowie bei einer anstehenden Nierentransplantation Hand in Hand mit den Transplantationszentren des Katharinenhospitals Stuttgart und der Universitätsklinik Tübingen zusammen. Die Kontinuität und Qualität in der Vor- und Nachsorge ist dabei mitentscheidend für den Erfolg einer Transplantation.
Ein weiterer Schwerpunkt der Spezialisten der Nephrologischen Schwerpunktklinik besteht darüber hinaus in der Abklärung und medikamentösen Einstellung des schwer einstellbaren Bluthochdrucks mithilfe einer Kombination von Medikamenten. Fast jede Nierenerkrankung führt früher oder später zu hohem Blutdruck, und ein hoher Blutdruck, der meist nicht durch die Niere ausgelöst ist, kann umgekehrt zur Einschränkung der Nierenfunkton führen. Bei Diabetikern kümmert sich das Team zudem darum, den Blutzucker optimal einzustellen, denn der Diabetes ist heutzutage die häufigste Ursache einer Nierenerkrankung, die zur Dialyse führt. Schließlich gehört die Diagnostik und Therapie von sogenannten Autoimmunerkrankungen, die häufig mit einer Nierenbeteiligung einhergehen, zum erweiterten Spektrum der Abteilung. Hier findet in der Behandlung oftmals die sogenannte Plasmapherese statt, ein aufwändiges Verfahren, bei dem Blutkörperchen und Plasma getrennt werden und das Plasma durch eine Substitutionslösung ersetzt wird zur effektiven Entfernung unerwünschter Antikörper. Die Zertifizierte Nephrologische Schwerpunktklinik wird nun alle drei Jahre in einer umfassenden Rezertifizierung die hohe Behandlungsqualität nachweisen.