Die kontinuierliche Steigerung der BET-Rate konnte besonders durch die Etablierung onkoplastischer Operationsverfahren im operativen Therapiekonzept unseres Brustzentrums erreicht werden. Nur dadurch kann auch bei ungünstigen Verhältnissen (großer Tumor und/oder kleine Brust) ein gutes kosmetisches Resultat bei der BET ohne Einschränkung der onkologischen Sicherheit erreicht werden.
Die Einführung der neoadjuvanten Chemotherapie unter Studienbedingungen hat ebenfalls zur Steigerung der BET-Rate beigetragen.
Die Entwicklung der onkoplastischen Mammachirurgie für eine sowohl onkologisch sichere als auch für die Patientin kosmetisch befriedigende operative Therapie des Mammakarzinoms ist in den letzten Jahren immer bedeutsamer geworden. Die Beherrschung plastischer Operationsverfahren stellt nach unserem Verständnis eine Voraussetzung für die verantwortungsvolle Therapie des Mammakarzinoms dar.
90 Prozent dieser Operationen werden bei der pathologischen Mammahypertrophie aus medizinischer Indikation durchgeführt.
In etwa 10 Prozent wird diese Operationstechnik zur Therapie des Mammakarzinoms als „tumoradaptierte Reduktionsplastik eingesetzt. Dabei wird bei cranialem Tumorsitz eine Technik mit caudaler Mamillenstielung eingesetzt.
Ein besonderer Vorteil der tumoradaptierten Reduktionstechnik bei vorbestehender Mammahypertrophie ist die Verminderung strahlentherapiebedingter Nebenwirkungen durch eine Verminderung des notwendigen Bestrahlungsvolumens.
DIEP-Lappen (DIEP = Deep Inferior Epigastric Perforator)
In Kooperation mit der Klinik für Handchirurgie, Mikrochirurgie und Rekonstruktive Brustchirurgie am Marienhospital Stuttgart wird seit 2011 die DIEP-Lappenplastik angeboten.
Es ist eine Möglichkeit, aus körpereigenem Gewebe die Brust wieder aufzubauen. Bei der Operation wird der Patientin ein ovaler Haut-Fettgewebs-Lappen mit einem Blutgefäß aus dem Bauch entnommen und zur Brust geformt. In feinster mikrochirurgischer Arbeit werden die Blutgefäße freipräpariert und mit hauchdünnen Nähten an Gefäßen der Brustwand wieder angeschlossen.
Im Gegensatz zum TRAM-Lappen besitzt der DIEP-Lappen jedoch keine Bauchmuskelanteile. Dadurch bleibt die Bauchwand strukturell intakt und wird nicht geschwächt.
Weil dieses Verfahren sehr zeitaufwändig ist, dauert die Operation länger (ca. 5 Stunden) als z.B. bei der TRAM-Flap Variante.
Nicht jede Frau ist geeignet für die DIEP-Lappen-OP. Zum Beispiel ist die lange Operationszeit samt Narkosedauer für Patientinnen mit Herz- und Kreislaufproblemen ebenso wie für Diabetikerinnen nicht empfehlenswert. Die Narbe der Entnahmestelle am Bauch verläuft quer über den Unterbauch.
Diese Methode eignet sich vor allem für Frauen mit Normalgewicht.
TRAM
Seit 1998 wird der transverse Rectus abdominis Hautmuskelinsellappen angeboten(TRAM). Seit März 2007 wird diese spezielle OP-Technik in Kooperation mit dem Plastischen Chirurgen Dr. Ulrich Ziegler aus Stuttgart in den OPs des iBB durchgeführt.
Sentinel Node Biopsie – Wächterlymphknoten
Seit 1999 wurde zunächst als Teilnahme an der Ulmer Studie zur Evaluation der Sentinel Lymphonodektomie-Technik (sogenannte „Wächterlymphknoten-Entfernung) beim Mammakarzinom diese Technik eingeführt.
Sie hat sich zwischenzeitlich zu einer festen Therapieoption etabliert und wird den dafür geeigneten Patientinnen nach einem entsprechenden Aufklärungsgespräch als schonende Alternative angeboten.
Zwischenzeitlich sind mehr als 1.200 derartige Operationen im Rahmen der primären Mammakarzinomtherapie erfolgt.
Jet-Biopsie – Hochgeschwindigkeitsstanzbiopsie
In der Brustklinik wird neben einer steigenden Anzahl an Jet-Biopsien seit Oktober 2000 auch die Vakuumstanzbiopsie (Mammotome) zur Entfernung von sonographisch auffälligen Befunden als ambulanter Eingriff durchgeführt. Die Primärdiagnostik des Mammakarzinoms beinhaltet routinemäßig die Hochgeschwindigkeitsstanzbiopsie (Jet-Biopsie) und erklärt die Zunahme dieser Diagnostik.
Die Zunahme der durchgeführten Chemotherapien ist eng verknüpft mit der Zunahme der Mammakarzinom-Neuerkrankungen. So hat sich die Anzahl der Chemotherapiezyklen seit 1993 fast verdreifacht. Die Gründe hierfür liegen einerseits in der Zunahme des Mammakarzinoms und andererseits in den aktuellen Empfehlungen der Fachkommissionen, die eine erhebliche Ausweitung der Indikation zur adjuvanten Chemotherapie beim Mammakarzinom empfehlen.
Obwohl der Einsatz von Anthrazyklinen und Taxanen, die zu den Standardtherapeutika beim Mamma- bzw. Ovarialkarzinom geworden sind, zunimmt, kann dem Wunsch der Patientinnen nach ambulanter Durchführung der Chemotherapiezyklen immer häufiger entsprochen werden. Somit wurde, sofern medizinisch vertretbar, den Vorgaben der Gesundheitspolitik, nach Bevorzugung ambulanter Therapie entsprochen.
Wesentlich verbessert hat sich für die Patientinnen die Situation durch die Etablierung der Onkologischen Tagesklinik. Ein kleiner Teil der Chemotherapiezyklen muss allerdings weiterhin, zum Beispiel bei der Erstgabe, stationär vorgenommen werden.