Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) ist die häufigste Krebserkrankung im Bauchraum. Sie ist aber bei optimaler Therapie in der Mehrzahl der Fälle heilbar. Wichtig ist dabei, dass gleichzeitig verschiedene Fachrichtungen an der Behandlung beteiligt sind und ein gemeinsames Vorgehen besprochen wird. Dies ist am besten in den von der deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren und deren Kooperationspartner gewährleistet.
Dickdarmkrebs entsteht in der Regel aus einem zunächst gutartigen Polypen. Diese Polypen können im Rahmen einer Spiegelung durch den Gastroenterologen meist problemlos abgetragen werden. Daher wird heute allen über 55-Jährigen zu einer solchen vorsorglichen Darmspiegelung auch ohne Vorliegen von Beschwerden geraten. Die Kosten werden von der Kasse übernommen.
Wird bei einer Darmspiegelung ein bösartiger Tumor entdeckt, muss dieser in der Regel operiert werden. Sehr frühe Formen von Dickdarmkrebs können jedoch in Einzelfällen auch endoskopisch, das heißt ohne Operation, behandelt werden. In allen anderen Fällen ist für eine optimale langfristige Überlebenschance – mehr als bei anderen Krebsoperationen – eine exakte Lymphgewebeentfernung (sog. CME) notwendig. Bei den meisten Patienten kann dies heute minimalinvasiv, das heißt ohne großen Bauchschnitt, erfolgen. Allerdings erfordern diese minimalinvasiven Eingriffe einen sehr hohen Spezialisierungsgrad des Operateurs.
Liegen bei dem Patienten bereits Lebermetastasen vor, können diese bei günstiger Lage in einem Eingriff entfernt werden. Größere Operationen an der Leber sollten allerdings nicht gleichzeitig mit der Darmoperation durchgeführt werden. Ist eine Entfernung der Metastasen möglich, wird diese in der Regel sechs Wochen nach dem ersten Eingriff durchgeführt.
Entgegen früheren Ansichten ist inzwischen bekannt, dass Patienten nach einer Teilentfernung des Dickdarms – auch mit großem Bauchschnitt – wieder sehr rasch ihre normale Ernährung und Aktivität aufnehmen können, wenn eine entsprechende Schmerz- und Physiotherapie (sog. Fast-Track-Chirurgie) durchgeführt wird. Bei optimalem Verlauf kann ein Patient nach vier bis fünf Tagen normal essen und sich selbst versorgen.
Nach der Operation muss der entfernte Tumor genau feingeweblich untersucht werden. Stellt der Pathologe hierbei eine Tumorabsiedelung in den Lymphknoten fest, wird eine vorsorgliche (adjuvante) Chemotherapie empfohlen. Studien haben gezeigt, dass dadurch die Chance auf dauerhafte Heilung deutlich erhöht werden kann. Neben diesen gesicherten Erkenntnissen halten wir es aber auch für wichtig, dass das gesamte körperliche und geistige Wohlbefinden nach einer Operation und der möglichen Chemotherapie gestärkt wird, um so alle verfügbaren Abwehrkräfte des Körpers gegen die Tumorerkrankung zu mobilisieren.
Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) ist ein Spezialfall des Dickdarmkrebses. Er unterscheidet sich vom normalen Dickdarmkrebs durch seine besondere Lage im kleinen Becken. Der Enddarm liegt dort sehr dicht an vielen wichtigen Organen und Strukturen und ein Tumor kann leicht in diese Strukturen einbrechen. Zudem lässt das Becken dem Operateur im Falle einer Operation nur wenig Platz. Ein Tumor kann daher nicht mit großen Sicherheitsabständen entfernt werden. Deshalb besteht beim Rektumkarzinom ein erhöhtes Risiko eines Wiederauftretens des Tumors nach der Operation.
Wegen dieser Besonderheiten ist beim Enddarmkrebs eine sehr ausführliche Diagnostik mit modernen Schnittbildverfahren (Computertomographie, Kernspintomographie, Endosonographie) aber insbesondere die Untersuchung durch einen erfahrenen Chirurgen von großer Bedeutung. Zudem sind eine komplette Darmspiegelung und Blutuntersuchungen notwendig.
Dem Risiko des Wiederauftretens wird dadurch begegnet, dass nahezu alle Patienten mit größeren Tumoren vor der Operation mit einer Strahlentherapie oder kombinierten Chemo-/Strahlentherapie behandelt werden. Welche Therapieform in Frage kommt, wird in einer gemeinsamen Konferenz von Chirurgen, Internisten und Strahlentherapeuten festgelegt.
Für die Operation des Enddarmkrebses gibt es heute eine Operationstechnik, mit der das Risiko des Widerauftretens des Tumors weiter verringert werden kann. Dabei wird die sehr feine Fettumhüllung des Enddarms sehr sorgfältig komplett entfernt (totale mesorektale Exzision). Mit dieser sehr subtilen Technik wird zudem das Risiko von Blasenentleerungs- und Potenzstörungen nach der Operation verringert. Dies Operation kann heute in verscheiden Varianten, aber in der Regel minimalinvasiv (Schlüssellochtechnik), durchgeführt werden.
Eine der wichtigsten Fragen für Patienten mit Enddarmkrebs ist, ob ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) angelegt werden muss oder nicht. Dabei muss zunächst unterschieden werden zwischen einem dauerhaften und einem vorübergehenden künstlichen Darmausgang. Ein dauerhafter künstlicher Ausgang ist heute glücklicherweise aufgrund der neuen Operationstechniken und der Strahlentherapie nur noch selten notwendig. Nur bei größeren Tumoren, die direkt an den Schließmuskel heranreichen, ist dies nicht zu umgehen.
Häufiger als ein dauerhafter Ausgang wird ein vorübergehender künstlicher Darmausgang angelegt, der in einer kleinen Operation zurückgelegt werden kann. Ein solcher vorübergehender künstlicher Ausgang ist teilweise notwendig, um die Darmnaht in der Nähe des Schließmuskels komplikationslos abheilen zu lassen. Damit hilft er einen dauerhaften künstlichen Ausgang zu vermeiden.
Wichtig ist, dass heute sehr gute Methoden zur Versorgung von künstlichen Darmausgängen zur Verfügung stehen, die ein nahezu normales Leben ermöglichen. Zudem stehen bei uns speziell ausgebildete Stomapfleger/-schwestern zur Verfügung, die den Patienten im Umgang mit dem künstlichen Darmausgang schulen. Wertvolle Informationen gibt es darüber hinaus von mehreren Selbsthilfegruppen.